Andreas Kettern – Kandidatur und Rückzug

3. Februar 2022

GUNTERSBLUM – Zur Kandidatur unseres 2. Vorsitzenden Andreas Kettern für den Landesvorsitz der CDU und seinem anschließenden Rückzug


hat unsere 1. Vorsitzende einen Mitgliederbrief verfasst.

Claudia Bläsius-Wirth schreibt folgendes an unsere Mitglieder:

Liebe Mitglieder, liebe Freunde der CDU,

die vergangenen Monate, und für uns Rheinland-Pfälzer das ganze Jahr 2021, haben deutliche Niederlagen mit sich gebracht.

Die Landtagswahl und die Bundestagswahl brachten ein schlechtes, katastrophales Ergebnis hervor und quittieren der CDU im Bund und Land, dass die Menschen in Dörfern und Städten der Partei kein Vertrauen mehr schenken und nicht an einen Erfolg den in Wahlkämpfen mehr oder weniger schlecht transportierten Konzepten glauben.

Jedoch haben Sie und wir ehrenamtlich politisch Engagierte den Kopf nicht in den Sand gesteckt: Im Frühjahr haben wir mit unserer MdL-Kandidatin Lena Knappek gekämpft, im Oktober haben wir engagiert unseren MdB Jan Metzler unterstützt. Lena konnte leider die Wahl nicht gewinnen, aber Jan gelang es sein Mandat zu verteidigen. Das hat auch auf unseren Ebenen Energie gekostet, die wir gerne bereit waren zu geben. Anfang Januar jedoch sind wir im Rahmen einer Vorstandssitzung einstimmig zum Schluss gekommen, dass wir große Zweifel an einem Neustart im Land haben. Wir vermissten in erster Linie eine Aufarbeitung dieser oben erwähnten Wahlergebnisse. Ohne analytische Selbstreflektion und mit Schönreden erschien und erscheint uns ein Neuanfang fragwürdig.

Wir fordern eine personelle und vor allem inhaltliche Veränderung der Landespartei und deren Politik. Wir stehen zu unserer CDU und erkennen Geleistetes der Vorsitzenden Christian Baldauf und darauffolgend Julia Klöckner ohne Frage an, doch jetzt ist es Zeit, die Partei wieder von der Mitgliederebene her zu begreifen und neu auszurichten.

Workshops, Konferenzen, von denen die Basis nichts erfahren hat, verdienen den Titel Erneuerungsprozess nicht. Da brauchen wir mehr Transparenz, Informationen und Einbindung.

Wer Veränderung will, muss auch bereit sein, daran mitzuwirken. So kann man unsere Motivation zur kurzfristigen Nominierung des Andreas Kettern zum Parteivorsitz beschreiben und verstehen.

Da die Besetzung des neuen Parteivorsitzes auch auf der Agenda unseres Gemeindeverbandes Rhein-Selz am 21.1.2022 stand, wurden wir mit unserer Nominierung in diesem Gremium vorstellig und der Vorstand des Gemeindeverbandes folgte mehrheitlich dem Votum des Ortsverbandes Guntersblum, Ludwigshöhe und Berggemeinden. Die CDU Rhein-Selz reichte direkt danach ebenfalls die Nominierung des Andreas Kettern ein.

Leider wurde bereits nach wenigen Tagen klar, dass die Strukturen und der Habitus in Parteipräsidium und Geschäftsstelle keine Chance auf einen Kandidatenwettbewerb auf Augenhöhe eröffneten. Wie leicht verletzlich sind etablierte Parteistrukturen, wenn von der Basis ein überraschender Wettbewerb um den Parteivorsitz angestrebt wird?

Wir respektieren den Rückzug unseres Kandidaten, haben jedoch erkannt, dass sich grundsätzlich in der Aufstellung der Partei etwas ändern muss! Gerade deswegen suchen wir einen Weg nach verbesserter Wahrnehmung und Berücksichtigung unserer Verbände an der Basis. Erst vor Tagen haben wir mit dem Tod des Ehrenvorsitzenden des Ortsverbandes GuntersblumPLUS einen intellektuellen Demokraten und Menschenfreund verloren, der als Mitbegründer der CDU Deutschlands nach den Kriegswirren uns ins Stammbuch geschrieben hat wie der Aufbau der CDU auf Bundesebene gelang. Hier das Zitat unseres geschätzten Hans-Jakob Schmitt:

„….hört den Menschen zu, das ist Politik von der Basis … und so konnten wir sie begeistern. Sie machten mit …“!

Wir sind bereit und willig den Erneuerungsprozess der CDU in Rheinland-Pfalz mitzugestalten

  • Strukturen zu überdenken
  • Führungs- und Informationspolitik zu verbessern
  • Sorgen und Nöte der Leute vor Ort nicht nur wahrzunehmen, sondern sie auch in Diskussionen der Gremien auf Landesebene zu spülen.

Deshalb unser Appell an die Landespartei: Nehmen Sie uns ernst und vor allem mit.

 

Ihre Claudia Bläsius-Wirth

Vorsitzende Ortsverband Guntersblum, Ludwigshöhe und Berggemeinden

Aus der Presse

ALLGEMEINE ZEITUNG

Region
Montag, 31.01.2022
CDU: Kettern kandidiert nicht

MAINZ (dpa). Christian Baldauf geht als einziger Kandidat in die Wahl zum neuen CDU-Landesvorsitzenden in Rheinland-Pfalz. Wettbewerber Andreas Kettern, der erst vor wenigen Tagen überraschend seinen Hut in den Ring geworfen hatte, zog seine Kandidatur zurück, wie die CDU Rheinland-Pfalz am Samstag mitteilte. Zu den Gründen wurden keine Angaben gemacht. Der pensionierte Lehrer aus Gun- tersblum war vom Gemeindeverband Rhein-Selz nominiert worden. Der CDU- Landesvorstand unter der scheidenden Vorsitzenden Julia Klöckner beschloss am Samstag einstimmig, auf eine formale Mitgliederbefragung zu verzichten, weil nur ein Bewerber zur Verfügung stehe. Der neue Landesvorsitzende soll auf einem Parteitag am 26. März in Wittlich gewählt werden. Fraktionschef Baldauf hatte an- gekündigt, dass er zusammen mit einem Team für den Landesvorsitz antrete, „breit aufgestellt von jung bis alt, von Nord bis Süd“.

ALLGEMEINE ZEITUNG
Guntersblum
Montag, 31.01.2022
Baldauf-Konkurrent erklärt seinen Rückzieher

GUNTERSBLUM – Ebenso überraschend, wie Andreas Kettern am vergangenen Dienstag seinen Hut in den Ring geworfen hatte, zog er ihn am Samstag wieder zurück: Der 68-jährige zweite Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Guntersblum erklärt den Rückzug seiner Kandidatur zum CDU-Landesvorsitz gegenüber dieser Zeitung mit „innerparteilichen Gründen“. Damit steht auf dem Parteitag am 26. März nur noch Christian Baldauf als Vorsitzender zur Wahl.
Bei einem erwartbaren Ergebnis habe er sich die Frage gestellt, ob die Kandidatur sinnvoll sei: „Der Schuss hätte nach hinten losgehen können“, kommentiert der pensionierte Lehrer ein mögliches schwaches Ergebnis. Dennoch könne er sich nicht vorstellen, dass bei rund 36.000 Mitgliedern in der rheinland-pfälzischen CDU niemand Fähiges sei, der zu einer Gegenkandidatur bereit wäre. „Da walten Strukturen, die andere Kandidaten verhindern.“ Wolle man die aktuelle Auswahl böse kommentieren, erinnere sie an „das letzte Aufgebot“.

Zweifel an ehrlicher Aufarbeitung

Seine Kandidatur hatte Kettern unter anderem mit Zweifeln an einer ehrlichen Aufarbeitung der Wahlniederlage begründet. „Die Zweifel habe ich immer noch“, sagt er nun. Zwar gebe es wohl Arbeitsgruppen zu diesem Thema, doch in deren Protokolle habe die Basis keinen Einblick. Sie sei überhaupt nicht eingebunden. „Das erweckt den Eindruck, dass den Landesvorstand die Meinung der Mitglieder nicht interessiert“, kritisiert er. Ins Bild passe, dass die geplante Mitgliederbefragung nach seinem Rückzug postwendend abgesagt wurde. Auch Thomas Zimmerer, Vorsitzender der CDU Rhein-Selz, die Ketterns Kandidatur an die Landes-CDU weitergeleitet hatte, hält es für zeitgemäßer, „die Statuten so zu ändern, dass die Mitglieder den Vorsitzenden direkt und final wählen“. Auf dem nun bevorstehenden Parteitag wählen dagegen nur die Delegierten.

Ein Blick in den Hühnerstall

„Der Parteitag hat es in der Hand“, sagt Kettern. „Er hat jetzt zwar keine Kandidatenauswahl mehr, aber immer noch zwei Optionen: Er kann den Kandidaten bestätigen oder ablehnen.“ Die CDU sei nach so vielen Jahren des Niedergangs in einem desolaten Zustand – da könne ein bisschen Revolution nicht schaden.
Die Vorgänge in der rheinland-pfälzischen CDU nach seiner Kandidatur kommentiert Kettern so: „Der Fuchs hat bloß in den Hühnerstall geschaut, und schon herrschte helle Aufregung.“